Wenn Biedermänner die Brandopfer bedauern

Sie demonstrieren für einen Regimewechsel, sie attackieren schwer bewaffnete Polizisten – und sie werden brutal geschlagen. Iranerinnen stehen bei den Unruhen an vorderster Front. Ihr Einsatz beweist, dass das westliche Bild der Frau im Gottesstaat längst überholt ist.

Falsch. Nicht das westliche Bild der Frau im Gottesstaat ist überholt, sondern nur das Bild, das die kulturrelativistischen Meinungsmacher in Politik und Medien – darunter nicht zuletzt der SPIEGEL! – uns vom Iran malen, wenn sie immer wieder so tun, als ob das dortige Terrorregime auch nur ein Fünkchen Legitimität hätte, und mit seiner ganzen Atomkriegsvorbereiterei, Diktatorenunterstützerei, Terroristenaufrüsterei, Palästinenseraufhetzerei, Holocaustleugnerei, Oppositionellenaufhängerei, Demonstrantenzusammenschießerei, Ehebrechersteinigerei, Schwulenauspeitscherei, Frauenentrechterei und all den sonstigen Schweinereien nur den legitimen Volkswillen von Ali und Jasmin Normaliraner ausführt.

Wer ist es denn, der immer neue Verhandlungen und ewige (un)kritische Dialoge mit den Unterdrückern eben dieser iranischen Frauen fordert; der den längst überfälligen Sturz dieser Mörderbande nicht nur ablehnt, sondern ihr im Gegenteil ganz offen die Zusicherung geben will, besagte Frauen auch weiterhin ungestört unter Kopftuch und Schleier zwingen zu dürfen; ja, der sogar Tag und Nacht die Überlegung wälzt, ob man den Mullahs die Atombombe am Ende nicht doch gewähren könne, da sie sie möglicherweise gar nicht zur Auslöschung Israels, sondern wenn wir Glück haben „nur“ zur Stabilisierung der Herrschaft über die hier so demonstrativ bedauerten Frauen haben wollen? Und wer ist es, der so einen menschenverachtenden Schwachsinn dann als gaaanz tollen Megasuperhammerchange bejubelt?

Etwas weniger dick aufgetragene Heuchelei, vielleicht sogar kombiniert mit ein wenig Schamgefühl ob der eigenen Berichterstattung zum Thema „regime change“, wäre hier daher dringendst angebracht. Die gerade vom SPIEGEL so oft verlachten und gehaßten NeoCons wissen jedenfalls schon lange, daß die Iraner genau wie wir hier im Westen – und wohl auch wenigstens 95% der übrigen Menschen auf der Welt – nur ein friedliches, schönes Leben in möglichst großem Wohlstand und bei guter Gesundheit führen wollen, mit wildem Sex, rauschenden Partys, dicken Autos und lauter Musik. Vielleicht sollten die Appeaseniks und ihre Jünger in der Hamburger Brandstwiete einfach nur mal anfangen, ihnen zuzuhören.

( Crossposted auf NBFS )

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