Weichzeichner-Report: “Mit Frauen über Religion diskutiert“

Wenn man den unten stehenden Reisebericht von Gerlinde Drexler in der Augsburger Allgemeine liest, weiß man nicht, was man mehr bestaunen soll: die Ahnungslosigkeit und historische Unbelecktheit der beiden bayerischen Motorradfahrer oder die unglaubliche Ignoranz der Artikelschreiberin.

Den Iran völlig falsch eingeschätzt

Die beiden Adelzhausener Franz Grieser und Manfred Bertram fuhren mit dem Motorrad über die Türkei in den Iran. Vor Ort haben sie sogar mit Frauen über Religion diskutiert.

Es war eine ziemlich abenteuerliche Tour, zu der Franz Grieser aus Landmannsdorf und Manfred Bertram aus Irschenhofen Ende August aufgebrochen waren. Mit dem Motorrad ging es von der Heimatgemeinde Adelzhausen Richtung Türkei und weiter in den Iran. „Wir waren die Sensation in dem Land“, sagt der 52-jährige Grieser, der mit Hunderten von Fotos, vielen Eindrücken und rund 13000 Kilometern mehr auf dem Tacho nach gut drei Wochen wieder daheim ankam.

„Unbeschreiblich, wunderschön, traumhaft.“ Grieser kommt so richtig ins Schwärmen, wenn er von der Tour in den Iran erzählt.

Dabei lief bei Weitem nicht alles so glatt wie gehofft. Kaum zwei Stunden, nachdem Grieser und sein 56-jähriger Kompagnon Bertram zu ihrer großen Reise aufgebrochen waren, gab es ein Riesenproblem. Im Tunnel auf der Tauernautobahn verlor ein Wohnmobil vor ihnen einen Roller. „Ich habe gerade noch ausweichen können“, sagt der 52-Jährige. Bertram, der das Hindernis Sekundenbruchteile später sah, schaffte das nicht mehr ganz. Ihm selbst war zwar nichts passiert, aber sein Motorrad war stark beschädigt. Umkehren kam für beide aber nicht infrage. Innerhalb von 23 Stunden schafften sie es mithilfe eines Motorradhändlers, die nötigen Ersatzteile zu besorgen und das Motorrad des 56-jährigen Bertrams wieder flott zu kriegen.

Bertram und Grieser sind, was Motorrad und Reisen betrifft, absolut auf einer Wellenlänge. „Dabei haben wir uns bis vor eineinhalb Jahren noch gar nicht persönlich gekannt“, meint der 52-Jährige schmunzelnd. Von seinem Sohn hatte er erfahren, dass der Vater einer seiner Freunde mit dem Motorrad in die Wüste fahren will. So haben sich die beiden Motorradfahrer kennengelernt und sind dann im vergangenen Jahr auch gleich zu einer dreiwöchigen Tour durch die Türkei, Syrien und Jordanien nach Ägypten aufgebrochen. Weil sie so gut miteinander auskamen, beschlossen sie, in diesem Jahr etwas ganz Großes zu unternehmen.

Ihren ursprünglichen Plan, vom ägyptischen Kairo nach Kapstadt in Südafrika zu fahren, konnten sie nicht umsetzen. Wegen der Unruhen in den arabischen Ländern wäre das auf dem Landweg nicht möglich gewesen. Und die Alternative, der Seeweg, scheiterte daran, dass dann auch noch eine Fähre wegen des Krieges ihren Betrieb einstellte. Also haben die beiden diese Tour fürs Erste verschoben.

Über Bulgarien ging es nach Istanbul

Nach einer Alternative mussten sie nicht lange suchen. Über die Osttürkei sollte es in den Iran gehen. Grieser wälzte Reiseführer, kaufte Landkarten und recherchierte im Internet. Parallel sparte der Elektriker seinen Urlaub und sammelte Gleittage. Am 25. August war es dann so weit. Über Bulgarien ging es nach Istanbul. Wenn er vom Verkehr in der Riesenstadt erzählt, verdreht der 52-Jährige die Augen, weil es so chaotisch war. „Im Iran war es aber noch schlimmer.“ Dafür waren die Menschen dort umso netter.

Schon am Grenzübergang in den Iran habe es überhaupt keine Probleme gegeben, erzählt Grieser. Die Menschen seien alle sehr hilfsbereit und freundlich. Egal, ob es sich um Bauern, Kinder oder Akademiker gehandelt habe. „Wir haben den Iran total unterschätzt“, stellt er fest. Nicht nur er. Auch Freunde und Bekannte hätten ihn vor der Abreise vor dem Land gewarnt. Dabei war dann alles ganz anders. „Wir haben mit Frauen über Religion diskutiert“, sagt Grieser. Also genau das, was man nicht machen soll. „Es herrscht Aufbruchsstimmung in dem Land, das merkt man.“ Zwar würden alle Frauen ein Kopftuch tragen, aber nur wenige würden noch verschleiert gehen. Die beiden Motorradfahrer waren sowieso die Sensation in dem Land. „Wo wir waren, sind keine Touristen und Motorradfahrer haben die noch nie gesehen.“

Entsprechend gab es jedes Mal einen kleinen Auflauf, wenn sie Halt machten. Fieberhaft hätten die Iraner dann nach jemandem gesucht, der sich auf Englisch mit den beiden verständigen konnte, erzählt Grieser. Auf einem Campingplatz war der Chef von dem ungewöhnlichen Besuch so begeistert, dass sie als Einzige auf dem sonst für Camper gesperrten Rasen ihren Schlafplatz aufschlagen durften.

Momentan verarbeitet Grieser noch die vielen Eindrücke der Iranreise. Das nächste Ziel kennt er aber schon. Nach Indien soll es noch in diesem Jahr gehen. Natürlich wieder mit dem Motorrad.

Diavortrag Bei Diavorträgen erzählt Franz Grieser von der Reise in den Iran. Die Vorträge finden am Samstag, 22. Oktober, im Pfarrheim in Sielenbach und am Samstag, 29. Oktober, im Pfarrheim in Adelzhausen statt. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt für die Veranstaltungen ist frei.

Quelle. Augsburger Allgemeine

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