Das Regime hat für den inhaftierten Ali Abtahi, den früheren Vizepräsidenten der Khatamiregierung und mit seinem „Geständnissen“ im Mittelpunkt von Staffel eins der Schauprozesse, eine neue, ganz innovative Verwendung gefunden. Der als „bloggender Mullah“ bekannt gewordene Reformer, dessen beliebter Blog seit über zwei Monaten als letzte Eintragung den so lakonischen wie heroischen Hinweis enthielt, sobald Abtahi wieder in Freiheit sei, werde er an dieser Stelle weiterbloggen, hat frisch gepostet. Aus seiner Zelle. (Seite zur Zeit, Donnerstag Mittag, offensichtlich blockiert). – UPDATE – Donnerstagabend, die Seite ist wieder frei, aber ohne den jüngsten „Eintrag „-
Moderne Zeiten. 21. Jahrhundert. Bloggschreiben unter den wohlwollenden Augen der Folterer. Stalin und Berija hätten vor Freude gegluckst. Daß der iranische Sicherheitsapparat (was für ein gräßlicher Euphemismus!) jedenfalls auf der Höhe der Zeit ist, wird man zugestehen dürfen. Diese Art des „Bloggens“ wird von nun an nicht mehr aus dem Netz zu schaffen sein. Man fragt sich bloß, wer als nächster den Ball aufnimmt; Nordkorea, China, Kuba?
Heute morgen schon den Knastblog gelesen? Ach wie gut es unseren Gästen geht, wie wunderbar ihre Wunden der letzen Nacht verheilen und wie glücklich sie sind ihrer Bewunderung für den großen Führer XYZ in einem neuen Bloggeintrag Ausdruck geben zu dürfen.
Abtahi jedenfalls bloggt in seiner Zelle unter einem Portrait des großen Revolutionsführers. Was für eine Perspektive für web 2.o.
Übersetzung des neuen Eintrags Abtahis und weiterer Kommentar bei Keeping the change.
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