Mehr Dialog mit dem Iran!

Kein Witz, dies fordert Andrea Nüsse, eine „Politik-Redakteurin“ des Tagesspiegel, die „regelmäßig die Region“ bereist. Bereits die bloße Beschreibung des Problems mit dem iranischen Atomwaffenprogramm ist ein Euphemismus sondergleichen:

Über kurz oder lang wird die Welt, wird der Westen an den Punkt kommen, wo er sich entscheiden muss: Entweder er führt einen neuen Krieg gegen ein muslimisches Land, oder er lebt mit der Gefahr, dass der Iran eines Tages die Atombombe bauen könnte.

Die Alternative ist Nüsse zufolge also nicht einfach nur „Krieg“ oder „Frieden“, sondern „Krieg gegen ein muslimisches Land“ – als ob das etwas grundsätzlich besseres oder schlechteres wäre als Krieg gegen ein nicht-muslimisches Land – oder eine nicht näher spezifizierte „Gefahr“. Dass diese Gefahr nichts anderes als das auch ohne den Einsatz der iranischen Bombe unweigerliche Ende Israels umfasst, verschweigt Nüsse geflissentlich. Stattdessen wird lieber von jenen „übereinstimmenden Interessen“ mit dem Iran schwadroniert, die mit Ausnahme der Vernichtung des jüdischen Staates nichts anderes als eine Lüge sind:

Will er [„der Westen“, Mr. Moe] nach den Erfahrungen in Afghanistan und im Irak nicht noch eine militärische Auseinandersetzung beginnen, wäre es an der Zeit, den Iran gezielt einzubinden statt auszuschließen. In Afghanistan, im Krieg gegen Drogen oder bei der Bekämpfung der Piraterie gibt es übereinstimmende Interessen, die Ausgangspunkt für eine pragmatische Zusammenarbeit sein könnten. Es ist positiv zu werten, dass der Iran nun auch einen Afghanistan-Beauftragten hat, der kürzlich am Treffen der Weltgemeinschaft in Rom teilnahm. Um der Isolierung der Gesellschaft gegenzusteuern, sollte der Austausch auf kultureller und wissenschaftlicher Basis wieder ausgebaut werden. Und selbst der oft so mühsame „kritische Dialog“, den Europa in den 90er Jahren mit dem Iran führte und bei dem man sich über Menschenrechte zerstritt, scheint gar nicht so folgenlos geblieben zu sein. Das Moratorium der Steinigung, das 2002 verhängt, aber nicht immer eingehalten wurde, wird in Kreisen des iranischen Außenministeriums auch auf diese mühsame Auseinandersetzung mit den Argumenten der anderen zurückgeführt.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Nüsse die Brutalität des Regimes – anders als manch Anderer – keineswegs leugnet, sondern durchaus treffend schildert. Noch widerwärtiger als die von Andrea Nüsse vertretenden Ansichten ist daher lediglich, dass sie der tatsächlichen Politik entsprechen.

Veröffentlicht in Reaktionen von außerhalb. Schlagwörter: . 1 Comment »

Eine Antwort to “Mehr Dialog mit dem Iran!”

  1. Andreas Moser Says:

    Soll das nun als Erfolg des „kritischen Dialogs“ angesehen werden, dass vielleicht weniger Iraner(innen) gesteinigt, aber dafuer mehr gehaengt oder auf offener Strasse erschossen werden?

    Der einzige „kritische Dialog“, der vielleicht hilft, sind Sanktionen.


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