Atomverhandlungen! Mit dem Iran! Dieses Wochenende! Und?
Es gibt wohl kaum jemanden, der sich irgendetwas von diesen neuesten Atomverhandlungen mit dem Iran verspricht. Die Iraner selbst haben längst im Vorfeld erklärt, wie üblich über alles Mögliche, aber nicht über ihr Atomprogramm verhandeln zu wollen. Die Verhandlungen in Istanbul interessieren auch angesichts der tatsächlichen Bewegungen in der nahöstlichen Welt gerade niemanden besonders. Propagandistisch eine Fehlzündung schon vor Beginn. Mahmoud und sein Freund Erdogan werden deshalb ein bißchen frustiert sein. Die ZEIT hat sich auch Gedanken gemacht und findet: der Westen sollte endlich einknicken. Dann käme doch ein wenig Dynamik in die Angelegenheit. Aber zuallererst sollte man nun Verständnis für die Machthaber in Teheran zeigen.
Dass die iranische Seite nicht in Verhandlungslaune ist, kann man ihr nachempfinden. Ihre Atomanlagen sind Ziel feindlicher Computer-Attacken, ihre Atomforscher, zuletzt im vergangenen November, Ziel feindlicher Attentate, ihre Wirtschaft Ziel westlicher Sanktionen, und das einzige Verhandlungsziel ihrer Gegenüber ist eine iranische Vorleistung. Warum sollte Teheran einlenken? Aus Angst vor weiteren Sanktionen und weiterem Druck kaum. Die Islamische Republik hat schon ganz anderem Druck widerstanden.
Da würde man meinen, der Westen, der doch von Iran die Einschränkung seiner atomaren Vorhaben erreichen will, würde einen positiven Anreiz dafür bieten. Aber weit gefehlt. Die Vereinigten Staaten, Wortführer der westlichen Gruppe, zu der neben Frankreich und England auch Deutschland gehören, wollen eine Kapitulation Irans in der Atomfrage, sonst nichts: Die Anreicherung soll gestoppt werden.
[…] Statt mögliche gemeinsame Interessen mit Iran zu erkunden, bleiben die USA auf die Atomfrage fixiert und setzen allein auf möglichst großen Sanktionsdruck, unter dem gedankenlosen Beifall der europäischen Kanzleien.
Halsstarrige Amerikaner, waschlappige Europäer (den Amerikanern gegenüber natürlich!), die ZEIT entstaubt wagemutig ihr Appeasementinstrumentarium. Daß man einmal in vergangene Zeiten im Sommer 2009 mit dem Bild einer demonstrierenden Iranerin und der Schlagzeile „Freiheit!“ getitelt hat, nun ja, man schreibt viel, wenn der Tag lang ist. Und später einmal, wenn in Teheran Tunis passiert sein wird, dann wird die ZEIT ganz bestimmt drei Tage zu spät beklagen, wie die Europäer den Machthabern der „Islamischen Republik“ jahrzehntelang hinten reingekrochen sind. Denn bei der ZEIT hat man es immer gewußt. Aus praktischer Erfahrung.
Huch, nein, es gibt ja noch jemand anderen auf der ganzen weiten Welt, der sich ebenfalls etwas von den gegenwärtigen Verhandlungen verspricht – zumindest offiziell… hihihi. Walter Posch, der Iranexperte der Berliner Stiftung für Wissenschaft und Politik hat scharfsinnig dargelegt, daß Ahmendinejad übers letzte Jahr erstarkt sei, weshalb man dem Präsidenten der „Islamischen Republik Iran“ nun entgegenkommen müsse, damit er seine innenpolitischen Gegner noch weiter überholen könne. In sich und aus Perspektive Ahmedinejads durchaus schlüssig. Die iranische Propaganda hat die Äußerungen Poschs bereits gewürdigt. Ganz klar ist jedoch nicht, warum der Arbeitsplatz von Posch und seinem Chef Volker Perthes bei soviel Interesse am Wohlergehen Ahmedinejads weiterhin von deutschen Steuergeldern und nicht besser von iranischen Subsidien unterhalten wird.
Allerdings muß man den beiden zu Gute halten, daß sie etwas wettzumachen haben; dank Wikileaks wissen wir ja nun, was Posch und Perthes hinter verschlossenen Türen bei den Amerikanern erzählt haben. Perthes hat sogar Sabotageaktionen an den iranischen Atomanlagen freundlich empfohlen. Und kann das ganze nun auch nicht einmal dementieren.
Ob die geniale Strategie des double speak auch bei der ZEIT gilt? Nach außen gibt man sich als Kollaborateuer, redaktionsintern wird scharfe Kritik am iranischen Atomwaffenprogramm geübt? Wir wollen darüber bei Wikileaks künftig lieber gar nichts lesen.
22. Januar 2011 um 13:29
Was haben die bloß für Knalltüten in die Zeit-online-Redaktion gesetzt?! Mehrfach habe ich dort im Forum erlebt, dass Anti-Israelische und Islamismus-beschönigende Kommentare von der Redaktion als „Empfohlener Kommentar“ geadelt wurden. Sind die unterwandert oder einfach blind auf einem Auge?!
Die „Zeit“ hat ja sogar mittlerweile Spiegel-online im grün denken überholt.
Und wo sind unsere Verfechter der Wahrheit und all die Friedensaktivisten von der Mainstream-Presse wenn es um Geschäfte deutscher Unternehmen mit dem Iran geht, die Sanktions-Politik der Merkel-Administration ist doch völlig unglaubwürdig und dieses müsste dringend thematisiert werden! Aber nein, nun muss man sogar schon pazifistische Journalisten-Kommentare lesen (TSP), in denen man sich um den globalen Cyber-Frieden – Stichwort Stuxnet – Sorgen macht! 51% (!) der TSP-Leser sehen den „Weltfrieden“ angesichts der Stuxnet-Entwicklung gefährdet. Bei so viel Realitätsferne deutscher Friedensfanatiker graust es mir.
25. Januar 2011 um 20:04
Ach die ZEIT, ein freiheitliches Fähnchen im Wind.
Ja was denn nun:
http://www.zeit.de/2011/04/01-Tunesien