Bahman Nirumand enttäuscht sein Publikum. Die bunte Schar aus Rentnern, Friedensaktivisten, Ostermarschierern und Linken-Anhängern, die sich beim „Neuen Deutschland“ eingefunden haben, wartet auf ihre Stichwörter. Aber Nirumand, 74, lässt es nicht nehmen, einen 30-minütigen Monolog über Iran, die Islamische Revolution und die inneren Machtverhältnisse ins Mikrofon zu sprechen. Dabei durfte man doch hoffen, dass der verheißungsvolle Titel der Veranstaltung („Iran – Die Europäische Union auf Kriegskurs?“) die uralten Sehnsüchte bedient. „Kann doch nicht wahr sein“, empört sich eine Frau, die ihre Ostermarsch-Flyer verteilen will. Wann geht’s endlich los?
Sie wird nicht enttäuscht. Nirumand, der während der Revolution 1979 in sein Geburtsland zurückkehrte und 1982 wieder Reißaus nahm, kommt doch noch zum Punkt und erfreut das Rentner-Herz. „Sanktionen sind Krieg“, sagt er, und: „Es geht dem Westen doch nur um einen Regimewechsel im Iran“. Gegen das Land am Golf wiederum werde „Krieg geführt“, es gebe „gewalttätige Interventionen“ ohne „europäische Kritik“. Applaus, Applaus. Geht doch. Iran, eine Art friedliches Luxemburg mit Öl, wird von der bösen EU, dem Satan USA und den israelischen Kriegstreibern bedroht, obwohl es nur sein „Recht auf Souveränität“ ausleben will, wie Nirumand sagt. Klar, in Iran herrsche eine Diktatur, sagt er, aber Regime Change mit westlicher Hilfe – das ist für ihn offensichtlich die schlimmste Art der Demütigung. „Die Perser sind ein stolzes Volk, sehr patriotisch“, erklärt er noch. Was wohl passiert wäre, wenn er das über die Deutschen gesagt hätte? Der Perser darf’s jedenfalls.
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