„Ein Volk trauert – und wehrt sich“

Protestprozession im Iran: die Beisetzung von Großajatollah Montazeri

Der Tagesspiegel, von Saba FarzanIn den frühen Morgenstunden des 21. Dezember wurde Großajatollah Hossein Ali Montazeri beigesetzt. Für die iranische Protestbewegung bedeutet der Tod des einflussreichen Klerikers keineswegs Resignation. Als in der Nacht zum Sonntag bekannt wurde, dass der hochrangige Geistliche nach langer Krankheit verstorben war, versammelten sich spontan Menschenmengen auf dem Mohseni Platz im Norden Teherans. Dabei riefen sie: „Montazeri, Montazeri, endlich bist du in der Freiheit angekommen. Wir werden deinen Weg vollenden.“

Und dann: „Montazeri ist nicht tot, er führt den Iran in Zukunft an.“ Auch in seiner Heimatstadt Najafabad, in Zentraliran, und in anderen Städten des Landes gingen die Menschen auf die Straße, und zu hören war: „Es ist ein Volkstrauertag. Das grüne Volk des Iran trauert.“ Ein Trauerzug machte sich auch auf den Weg in die Stadt Ghom, wo Montazeri beerdigt wurde. Zusätzlich begann am vergangenen Wochenende das zweimonatige schiitische Trauerfest Moharram. Diese religiöse Feier in Gedenken an den im Jahr 680 getöteten Imam Hossein kulminierte in den letzten zehn Tagen in feierlichen Prozessionen, genannt Tasua Ashura. Mehr lesen Sie hier…

Interview mit Saba Farzan

Die deutsch-iranische Publizistin über die Freiheitsbewegung im Iran und die Notwendigkeit von Sanktionen gegen das iranische Regime. >>

„Eine nukleare Krise“ und „Panikattaken“

JA Ein Kommentar zum Atomkonflikt von Saba Farzan und ein Interview mit Prof. Gerald Steinberg! Mehr lesen Sie hier…

„Politiker sollten Popkünstlern folgen“

Wie die westlichen Demokratien den friedlichen Freiheitskampf der Iraner moralisch unterstützen können.

Die Presse, v. Saba FarzanViele Politiker, Experten, Journalisten und interessierte Bürger in Österreich und ganz Europa fragten sich in den vergangenen Wochen: Was ist eigentlich aus der Protestbewegung in Iran geworden? Nun, sie ist immer wieder seit diesem Juni auf die Straßen Irans zurückgekehrt. Auf beeindruckende Art geschah dies gerade wieder am 4. November, als die Iraner eindeutig bewiesen, dass sie Amerika nicht als Feindbild betrachten. Und so geschah es auch am 18. September, als die iranischen Menschen ohne Zweifel demonstrierten, dass sie nicht antisemitisch sind. Parallel zu den Demonstrationen auf der Straße hat der iranische Widerstand auch auf andere Formen des Protestes zurückgegriffen und neue Wege kreiert. Mehr lesen Sie hier…

Geliebter Satan

Für Obama ist es an der Zeit, sich für die richtige Seite zu entscheiden

taz, von SABA FARZAN — Vor genau drei Jahrzehnten nahm die jüngere iranische Geschichte eine verheerende Wendung. Am Morgen des 4. November 1979 reihten sich mehrere hundert „Studenten“ in die Schlange vor der Konsularabteilung der US-Botschaft in Teheran, um ihren Plan einer Besetzung der diplomatischen Vertretung in die Tat umzusetzen. 444 Tage sollte die Geiselnahme dauern, die sich für über 60 Diplomaten zu einem Martyrium mit Schlägen und Scheinerschießungen auswuchs. Als Barack Obama im November 2008 zum ersten afroamerikanischen Präsidenten der USA gewählt wurde, rühmte sich die Islamische Republik, man habe während der Geiselnahme schon nach wenigen Tagen alle afroamerikanischen und weiblichen Mitarbeiter freigelassen – aufgrund der Sympathie für unterdrückte Minderheiten und der „speziellen Rolle der Frau im Islam“. Als ob es ein humanitärer Akt gewesen wäre, sie nicht wie die verbliebenen 53 Diplomaten fast anderthalb Jahre lang als Geiseln zu halten.

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Die Iraner brauchen den Nobelpreis, nicht Obama

Der US-Präsident strebt keinen Regimewechsel in Teheran mehr an – dabei sollte der Friedensnobelpreis für ihn Ansporn sein.

Der Tagesspiegel, v. Saba FarzanDie Entscheidung, den Friedensnobelpreis in diesem Jahr an US-Präsident Barack Obama zu vergeben, wirft einige Fragen auf – gerade im Zusammenhang mit dem Iran und seiner Atompolitik. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist Obama nicht der erste amerikanische Präsident, der mit dem Iran verhandeln will. Seit der Gründung der Islamischen Republik hat bisher jeder US-Präsident versucht, das Regime in Teheran einzubinden. Und die Geschichte zeigt, dass bisher auch jeder Präsident mit seinem Dialogangebot an der fanatischen Verbohrtheit der Mullahs gescheitert ist. Obama ist zudem nicht der erste US-Präsident, der dem Iran mit einer Geste des Respekts gegenübertreten möchte. Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright hatte sich im Jahr 2000 öffentlich für den von der CIA gesteuerten Sturz des früheren Ministerpräsidenten Mossadegh entschuldigt. Den Rest des Beitrags lesen »

Mit Gucci und Goethe

 Junge Iraner wollen so wahrgenommen werden, wie sie sind: klug, aufstrebend und friedfertig.

WELT ONLINE, von Saba Farzan — Die junge iranische Generation erlebt, dass der Iran allgegenwärtig in den Medien präsent ist. In diese Medienpräsenz sind die jungen Iraner hineingeboren. Dabei widerfahren ihnen zwei extreme Wahrnehmungen. Die einen verharmlosen in beispiellos naiver Art die Islamische Republik und bezeichnen sie als „nicht klassische Diktatur“ und die anderen vorverurteilen jeden Iraner und glauben, diese hätten „den Terrorismus in ihrer DNA“.

Offener Widerstand ist lebensgefährlich

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Die Weichen in den Tagesspiegel bringen!

Saba Farzan kommentiert in den „Tagesspiegel“ „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“ und sagt „Warum jetzt die Weichen für eine neue Iranpolitik gestellt werden müssen?

Wenn die internationale Staatengemeinschaft ein erneutes Zeichen des ungebrochenen Widerstands im Iran gebraucht hat, so hat sie dies am vergangenen Freitag eindeutig erhalten. Zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik hat sich der Al-Quds-Tag (der Internationale Jerusalemtag, der ein gesetzlicher Feiertag im Iran ist) zum schlimmsten Albtraum des Teheraner Regimes entwickelt. Die iranischen Protestler haben mit der Parole „Nicht Gaza, nicht Libanon – mein Leben für Iran“ noch einmal herausragend demonstriert, dass seit diesem Sommer 2009 eine grüne Bewegung ins Leben getreten ist, die das Fundament der Islamischen Republik gewaltig erschüttert.

Wer vorausgesagt hatte, dass die Demonstrationen weitergehen werden, hat also weder bloß geraten noch gehofft, sondern die Fakten richtig gelesen. Seit dem 12. Juni ist die Angst der iranischen Bevölkerung weggebrochen und hat sich in eine Kraft verwandelt, die einen Regimewechsel anstrebt. Wut, Frustration, Folter und Unterdrückung erzeugen keine Furcht mehr, sondern starken Protest, der über die Symbolfiguren Mir-Hossein Mussawi und Mehdi Karubi hinausgeht. Wer voreilig die Protestbewegung als vorübergehende Erscheinung heruntergespielt hat und sie am liebsten totreden wollte, sollte nun unbedingt dazulernen. Den Rest des Beitrags lesen »