Warten, dass sie bald sterben: Zur Haltung des PEN-Zentrums Deutschland

von Mansur Arshama*

FR Said 25-06-09 (2)Seit Beginn der Verhaftungen von Autoren und Journalisten vor rund drei Wochen hat der deutsche PEN zu den aktuellen Ereignissen in Iran nicht öffentlich Stellung genommen. Außer einem deutschen Gedicht des iranischen Exil-Lyrikers SAID, das seltsamerweise wieder von der Homepage entfernt worden ist, verraten die diversen Sektionen des PEN, insbesondere Writers in Prison, nichts über das Schicksal kürzlich inhaftierter Journalisten, deren Zahl laut Reporter ohne Grenzen inzwischen auf 36 gestiegen ist.

Abbildung: Titelblatt der Frankfurter Rundschau vom 25. Juni 2009 mit dem betreffenden Gedicht des iranischen Exil-Lyrikers Said.

Dabei bieten die erzwungenen „Geständnisse“ der Oppositionellen im iranischen Staatsfernsehen, unter anderem des Newsweek-Reporters Maziar Bahari, ausreichend Anlass zu ernsthafter Sorge hinsichtlich des Schicksals der Inhaftierten.Das Schweigen des PEN verwundert umso mehr, als der ehemals inhaftierte Journalist Faraj Sarkohi, selber PEN-Mitglied, in einem persischen Interview mit Radio Farda (Radio Free Europe, Prag), derart öffentlich ausgestrahlte „Geständnisse“ als Folter geißelt.

Auch die Forderung des Präsidiumsmitglieds Dr. Sabine Kebir, die Journalistinnen Jila Bani Yaghoub und Mahsa Amr-Abadi und andere Inhaftierte umgehend freizulassen, liegt nur auf Persisch vor, eine entsprechende deutsche Verlautbarung des PEN sucht man online vergebens.

In seiner neuesten, vom 26. Juni datierenden Presseerklärung verurteilt der PEN die drohende Haftstrafe des Chinesischen PEN-Präsidenten Liu Xiabo, unter Aktuelles wird die Verleihung des Hermann-Kesten-Preises im kommenden November angekündigt.

Der kanadisch-iranische Journalist und Filmemacher Maziar Bahari hat dpa zufolge öffentlich gestanden, auf einen Umsturz in Iran hinzuarbeiten.

Auch andere Inhaftierte, darunter hochrangige iranische Oppositionelle, werden inzwischen dieses Vergehens bezichtigt. Auf die Planung zum Umsturz der islamischen Regierung steht laut Artikel 190 des Grundgesetzes der Islamischen Republik Iran die Todesstrafe.

Vielleicht sollte man sich zusammen mit dem deutschen PEN-Zentrum Saids Gedicht zu Herzen nehmen und darauf warten, „dass sie bald sterben“.

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*Identität ist der Redaktion bekannt.

5 Antworten to “Warten, dass sie bald sterben: Zur Haltung des PEN-Zentrums Deutschland”

  1. Johannes Honigmann Says:

    Frau Dr. Kebir ist wirklich ein Mensch mit Rückgrat und Anstand, was man von etlichen ihrer Kollegen nicht, beziehungsweise nicht mehr, behaupten kann. Traurig, tragisch.

  2. m.g. Says:

    Typisch PEN!Große Klappe wenn es darum geht Gratismut zu beweisen.Aber wenn es wirklich einmal um etwas geht sind diese Herrschaften plötzlich sehr schweigsam.Bigotte Bande!

  3. jenli Says:

    Es gibt die seltsame Neigung linker Intellektueller, klerikal-„revolutionäre“ Gruppierungen wie die Hamas, die Hisbollah, die Pasdaran und die Bassidsch für Speerspitzen der Entrechteten zu halten, denen gegenüber man sich mit Kritik im Interesse des „revolutionären Fortschritts“ zurückhalten sollte. Dabei bereichern sich diese Leute seit Jahren schamlos unter religiösem Vorwand. Sie predigen Wasser, trinken den besten Wein und opfern ihre Mitbürger für ihre persönlichen Interessen.

  4. Siba Shakib Says:

    Liebe Frau Kebir,
    liebe Freundinnen bei PEN,
    Als iranische Autorin und Filmemacherin ist es meine Pflicht, aber vor allem spricht mein Herz: Bitte lasse Sie mich wissen, falls ich Ihre Kampagnen, Aufrufe etc. unterstützen kann.

    Mit den allerbesten Grüßen
    Siba Shakib


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