Êin bißchen Mord, ein bißchen Folter und ein bißchen Staatsterrorismus, das kann einen aufrechten evangelischen Theologen nicht schrecken. Und so fährt Wolfgang Huber, ehemals Bischof von Berlin und ehemals EKD-Chef in die „Islamische Republik Iran“. Etwa um auf Folter, Verfolgung und staatlichen Mord aufmerksam zu machen? Will er gar helfen die zwei deutschen Staatsgeiseln zu befreien? Das würde man doch vielleicht von dem ehemals ranghöchsten Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland erwarten, wenn er sich nach Teheran begibt, oder? Oder würden Sie etwa erwarten, daß der pensionierte Bischof im Iran den Repräsentanten von ein bißchen Folter, Mord und Staatsterrorismus freundlich die Hände schüttelt und sich jovial und gutgelaunt – man hört das deutlich an der aufgeräumten Stimme – dem dortigen Staatspropagandasender für ein herzliches Interview zur Verfügung stellt? Aber vielleicht erwartet man ja auch zuviel von so Einem, dem quasi berufsmäßig ein hoher moralischer Ethos bescheinigt worden ist. Für persönliche Moralität bleibt da vielleicht einfach kein Platz mehr und keine Lust.
Wolfgang Huber, es zu erraten ist nicht schwierig, ist nach Teheran geeilt, um den bedrängten Freunden dort per „Dialog“ zu Hilfe zu kommen. Überhaupt entwickelt sich ja Teheran gerade auch zum Lieblingsreiseziel von deutschen Parlamentariern, die allerdings für die unterdrückte, weggesperrte und eingeschüchterte Opposition seltsam unsichtbar bleiben, weil sie alle so eng an den Boden gepreßt verschämt vor ihren Teheraner Gastgebern herumkriechen.
Dem Mann der Kirche wollen wir das nicht unterstellen. Nein, Wolfgang Huber bleibt aufrecht stehen und tönt vollaut in das iranische Propagandamikrofon: Um das „Megathema des 21. Jahrhunderts“ gehe es ihm hier im Iran, den „Dialog zwischen großen Weltreligionen“. Nun, daß es ihm nicht etwa um Menschenrechte geht, das hatte man schon geahnt. Für so einen Pillepalle hat dieser Mann schließlich keine Zeit. Es ist ja auch lange her, daß deutsche evangelische Theologen so richtig nahe an staatlicher Macht herumschnuppern durften.
Huber verschafft mit seinem Besuch der angeschlagenen Folterrepublik ein wenig Reputation, und man ist bestimmt sehr freundlich zu ihm in Teheran. Bestimmt freundlicher als zu den inhaftierten deutschen Journalisten. Und er zahlt mit großer Münze zurück: Aus „Zukunftsverantwortung heraus“, hat er das Gespräch mit dem Iran gesucht, und nach zwei Tagen in Teheran kann er schon berichten, daß er „gehaltvolle Gespräche“ geführt hat und sich über das „Privileg“ Vorlesungen halten zu dürfen, sehr gefreut hat. Thema, nein, nein, nicht Menschenrechte, sondern „Religion im 21. Jahrhundert“.
Wolfgang Huber weiß aber auch, daß er etwas „Kritisches“ sagen sollte. Daß ist er seiner unabhängigen Stellung schon schuldig. Also erwähnt er, das deutlich zu spürende „unterschiedliche Verhältnis zur gesellschaftlichen Pluralität“ im Iran und in Europa.
So feinfühlig und kultursensibel hat das vor Wolfgang Huber wohl noch niemand ausgedrückt.
Huber war übrigens nichts als Privatmann im Iran. Sondern als Kuratoriumsmitglied der „Stiftung Schloss Neuhardenberg“. Zur Vorbereitung einer Konferenz, die man mit den Iranern auf dem der Stiftung gehörenden, opulent wiederaufgebauten preußischen Gut gleichen Namens veranstalten möchte. Diese Stiftung wurde vom Deutschen Sparkassen und Giroverband gegründet und macht schwer in teueren und staatstragenden Kulturveranstaltungen. Man will per Satzung das Übliche, Beziehungen, Dialog, Nachbarn, Osten blablabla. Sehr edel und gediegen das Ganze. Huber sitzt im Kuratorium, Staatsminister Neumann, der Herr Platzeck. Ein Gewerkschaftsvertreter darf auch dabei sein, dann die Banken, ein Russe und ein Pole, es geht ja um den Osten. Ach, und hier ist noch ein Mitglied des Kuratoriums:
Prof. Dr. Mohammad Bagher Khorramshad
Stellv. Minister und Direktor der Abteilung für Bildung und Forschung
im Außenministerium der Islamischen Republik Iran, Teheran
Jetzt sind wir beruhigt. So häßliche Worte wie „Folter“ oder „Staatsterrorismus“werden unter diesen distinguierten Menschen in ihrem schönen Park bestimmt nicht ausgesprochen. Das würde wohl auch beim „gelassen-intensive[n] Gespräch“ stören, daß man hier pflegen möchte, beim „Zuhören“, mit dem man in Schloss Neuhardenberg „der fast food-Mentalität im Eventkonsum eine explizite Entschleunigung“ entgegensetzten möchte.
Na denn prost Exzellenz, und stimmt es wirklich, daß sie im Iran bei Steinigungen nur handbehauenes Material verwenden? Also Toll.
24. November 2010 um 23:23
Huber:
„Es sind entspannende Tage hier in Teheran“.
Mann, wird mir schlecht.
Huber sagt, dass er 24 Millionen evangelischer Christen vertritt.
Mich auf jeden Fall nicht.
Ich werde dazu in den nächsten Tagen auf Castollux einen Beitrag schreiben.
Bisher dachte ich, dass Huber gegenüber dem islamischen Terrorregime „klare Kante“ zeigen würde.
So kann man sich täuschen.
24. November 2010 um 23:46
ein typischer Kulturrelativist, der verlernt hat, zwischen Barbarei und Ziviliation zu unterscheiden:
http://aron2201sperber.wordpress.com/2010/11/21/asyl-vor-barbarei/
24. November 2010 um 23:55
Wie gesagt – ich werde dazu etwas schreiben.
Bis zum Wochenende spätestens.
Jeder Satz Hubers schreit geradezu nach Entgegnung.
Grüße an dich
Bernd
25. November 2010 um 04:44
[…] hier den Originalbeitrag weiterlesen: Ein Bischof zu Besuch bei Freunden « FREE IRAN NOW! […]
25. November 2010 um 09:25
Ich kann es immer wieder nicht fassen, dass diese Leute, wie zB Herr Huber so vernagelt, so blauäugig sind.
„Dialog“ mit dem Iran, gehts noch realitätsferner?
Es ist zum Heulen.
25. November 2010 um 10:40
[…] „Ein Bischof zu Besuch bei Freunden“ […]
25. November 2010 um 10:46
Leider scheinen hier keine Trackbacks freigeschaltet zu sein. Deshalb auf diesem Wege der Hinweis auf meinen Artikel: http://gbsbb.wordpress.com/2010/11/25/1761/
25. November 2010 um 11:46
Katholiken sind auch nicht besser:
Katholische Morallehre: NATO BEDEUTET KRIEG
http://anti3anti.wordpress.com/2010/11/23/nato-bedeutet-krieg/
25. November 2010 um 13:39
Das passt ja dazu, dass er, als er noch Chef der evangelischen Druidenversammlung war, mit denen nach Israel reiste, den Israelis kräftig dort ans Bein gepinkelt hat und bei einer Pressekonferenz dort demonstrativ eine „Palästina“-Karte ohne den Staat Israel verwendete.
So verschafft sich der Mann Anerkennung und Respekt bei seinen iranischen Gesprächs- und Gesinnungspartnern.
25. November 2010 um 15:12
[…] This post was mentioned on Twitter by simietc, gegenkritik. gegenkritik said: Ein Bischof zu Besuch bei Freunden. Wolfgang Huber im Land der Steiniger: http://is.gd/hKPjj […]
26. November 2010 um 10:58
[…] auch immer wieder gefragt, was eigentlich Mitglieder aller im Bundestag vertretenen Parteien, evangelische Funktionaere und fuehrende deutsche Nahostexperten geritten hat, sich derart kriecherisch und peinlich in […]
26. November 2010 um 11:45
kirchenbashing – nice aber absolut für den arsch.
dümmster post den ich heute, in den letzten 5 stunden gelesen habe.
bitte mehr inhalt – weniger polemik und hass, dann werd ich ihren blog auch noch einmal lesen.
27. November 2010 um 17:51
nein. Peter, ich frag dich besser nicht, was Du sonst noch so liest…
28. November 2010 um 04:55
welchen Teil davon haben Sie nicht verstanden, Brot?
Sie schütteln also auch die Hand, die fünf Minuten später den ersten Stein hebt, ja?
Oh, war das jetzt wieder Hass und Polemik?
29. November 2010 um 16:49
Das ist unglaublich! Unsere Politiker und sonstigen Vertreter geben sich ja die Klinke in die Hand. Bei solch einer Verblendung und Heuchlerei muss man doch zynisch werden, nicht wahr, Herr Brot!
Danke für den post, Oliver. Geeignet zum weiterleiten.
6. Dezember 2010 um 04:04
[…] haben mehr damit zu tun, islamisch-faschistischen Diktatoren wohlfeil ihre Hand zu reichen (siehe die jüngste Reise von Wolfgang Huber, ehemals Bischof von Berlin), anstatt sich Sorgen über Menschenrechte, Folter und Hinrichtungen zu machen. Für […]
8. Oktober 2011 um 12:23
[…] Im Kuratorium der Stiftung Neuhardenberg sitzt übrigens der evangelische Bischof Wolfgang Huber, ehemals Ratsvorsitzender der EKD, der bereits jüngst mit einerseltsamen Reise in den Iran auffiel. […]